Marie-Thérèse Vacossin: URVAR Nr. 15, 1998, Acryl/Leinwand, 80 x 80 cmMarie-Thérèse Vacossin


Ausstellungsinformation


"CADENCES PROGRESSIVES", Malerei
06.03.2004 - 08.05.2004


Die Arbeitsweise von Marie-Thérèse Vacossin ist stets konzeptionell. So stellt sie in der Ausstellung "Cadences Progressives" ein durchgeplantes und äußerst feinsinniges malerisches Konzept vor. In einer Folge von Leinwandbildern unterschiedlichen Formats zieht sich ein blaues Farbband im Wechsel von warmen und kalten Tönen über die weißen Wände, hüllt den lichten Galerieraum in einen vibrierenden Farbklang und endet in einem furiosen orangefarbene Akkord von neun vertikalen Acrylglaselementen.
Marie-Thérèse Vacossins Bildern liegt stets ein Plan zugrunde, der auf Logik und Geometrie beruht. Bevor sie eine Ausstellung annimmt und ausführt, erforscht sie die Proportionen der Ausstellungsräume und schafft in der Wahl der Formate für ihre Bilder grundsätzliche Ausgangswerte. Das heißt, sie konzipiert ihre Bilder für den speziellen Raum und evaluiert sie in ihrer Farbaussage Schritt für Schritt in ihrem Atelier. Eine Ausstellung von Bildern ist für sie wie aus einem Guss. Sie installiert Proportionen und die darin für sie zwangsläufig auftretenden Farbakkorde.
Ihre Arbeit kommentiert die Künstlerin folgendermaßen: "Die Beziehungen der einzelnen Bilder untereinander und ihre Proportionen scheinen mir Grundbedingung für eine Ausstellung zu sein. Deshalb versuche ich, Spannungen zwischen den verschiedenen Formaten und den verschiedenen Farben herzustellen, die sich von Bild zu Bild entwickeln."
Dabei setzt sie die gewählten Farben fein nuanciert kontrapunktisch ein. Scheinbar monochrome Bilder zeigen sich "farbstark", mit enormer Leuchtkraft und in sich vibrierend. In ihren neueren Arbeiten setzt sie sich fast ausschließlich mit Blau, einem tiefen Ultramarin, auseinander. Vertikal gegliederte quadratische Bildgründe weisen feine Farbabstufungen im Warm-Kalt-Spektrum auf. Es ist vom Licht abhängig, wie diese Streifen wahrgenommen werden können. Ihre Bilder ermöglichen so eine immer wieder veränderte Wahrnehmung.
Jedes Bild lebt für sich in seiner reduzierten Aussage und fügt sich zugleich in eine Sequenz ein. Der Kanon der Formate und Bildfolgen geht über das Quadrat, die Quadratverdoppelung und reicht bis zur Bildtafel, die aus drei oder mehreren, übereinander gestaffelten Quadraten komponiert ist. Im Umgang mit der Farbe zeigt sich die philosophische Grundhaltung der Künstlerin: "Von der monochromen Malerei entfernt, aber dennoch ihr auch verwandt, bedeckt die Farbe in ihrer Materialität den Malgrund. Durch die Vibration ihres Lichtes versuche ich, die Farbe in einem grenzenlosen Raum leuchten, irreal, unmateriell werden zu lassen."
Obschon sie ein exaktes Konzept besitzt, bedeutet der Prozess des Malens für sie dennoch ein schrittweises Vortasten auf der Klaviatur der Farbakkorde und Stimmungen. Marie-Thérèse Vacossin fasst dies abschließend zusammen: "Das Wesentliche ist für mich, das Gleichgewicht zwischen Rationalität und Empfindung zu finden - die ununterbrochene Kontinuität gelebter Erfahrung führt mich dorthin."

Mit der Ausstellung sind zum zweiten Mal in München Bilder der 1929 in Paris geborenen und in der Schweiz lebenden Künstlerin zu sehen.

Seit 1956 lebt und arbeitet sie in Basel.

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